Interview mit Peter Koller

 

WoM:

Peter, wie bist Du eigentlich auf die Idee gekommen, Filme zu drehen?

Peter:

Den Drang oder Zwang zum Filmemachen hatte ich bereits in der Kindheit. Nachdem mich ganz am Anfang Filme wie “Star Wars“ und “Indiana Jones“ begeisterten, war es für mich klar, dass ich Filme machen wollte. Also hab ich wohl die Standard-Filmemacher-Kindheit erlebt, Spielberg und Lucas haben ja eine Menge Kinder beeindruckt, die heute selbst Filme drehen.

WoM:

Wie kam es zu Deinem ersten Projekt?

Peter:

Das entstand eher zufällig, weil ich in meiner Jugend nie drehen wollte, da die (Video) Technik damals einfach zu schlecht und Film einfach unfinanzierbar war. Meine Mutter hat mich aber gedrängt, dass ich mich an der Filmakademie bewerbe, weil ich dauernd davon geredet habe, dass ich Filme machen werde, aber eigentlich nix dazu getan habe. Ich hab ihr den Gefallen getan, aber glücklicherweise hab ich es dort grade so erwischt, dass nur noch eine Woche bis zu Abgabe-Deadline war, einen Kurzfilm zum Thema “Eifersucht“ zu drehen, also, für mich ganz klar, einen Film mit Doppelmord und anschließendem Selbstmord. Hab die Kassette dort abgeben und nie wieder was von denen gehört. Ich wollte bei der Akademie ja abgelehnt werden, weil ich der Meinung war und bin, dass man Talent nicht lernen kann – das hat man oder man hat es eben nicht. Und die Technik kann ich mir selbst beibringen, wozu also auf eine Schule gehen?

„Auf bösem Boden“ hat mich um die 30.000 Euro gekostet, wäre ich stattdessen 4 Jahre auf die Filmakademie gegangen, hätte die sicher dasselbe oder mehr an Lebenserhaltungskosten verschlungen und hätte am Ende einen Zettel, auf dem „Diplom“ oder so was draufsteht in den Händen gehalten. Bin ich aber nicht und drum hab ich jetzt einen Kinofilm in der Hand.

Was ich noch gemacht habe war, arbeiten und nebenbei die Fachhochschule in Wr. Neustadt für wirtschaftsberatende Berufe zu absolvieren (man braucht einen Plan B, falls der Film in die Hose geht). Ich drehte erst wieder 2002 einen Kurzfilm: In “Arafat VS Sharon“ sitzen die beiden Politiker an einem Tisch und führen Friedensverhandlungen, die dann in eine Streiterei ausarten - das war meine „Nackte Kanone“ Version von der Nahost-Krise. Das Ganze wurde mit nur einem Darsteller im Splitscreenverfahren gefilmt und den Rest hab ich selbst gemacht, um raus zu finden, ob ich überhaupt einen Film von A bis Z selbst machen kann. 2004 entstand dann mit einigen Arbeitskollegen der Kurzfilm “Skrypt“, der ein Ausflug in David-Lynch-Land war, eine Übung in Atmosphäre, mysteriöser Handlung und einer Handvoll visueller Effekte.

WoM:

Dein aktuelles Projekt ist der Kinofilm “Auf bösem Boden“. Wie lief die Produktion?

Peter:

Ich hatte den Film bereits während der Dreharbeiten zu “Skrypt“ grob angedacht, da wir „Skrypt“ auf einem alten Fabrikgelände drehten, das meinem Großvater gehörte. Also habe ich ein Drehbuch rund um die Fabrik und die Darsteller aus „Skrypt“ geschrieben, weil ich zu denen eben Zugang hatte – ich kannte damals ja keinen Menschen. Es ging dann recht schnell, das Buch entstand im Frühjahr 2005, dann starteten wir im August 2005 mit den Dreharbeiten. Die dauerten knapp drei Wochen, dann wurde bis Juni 2006 geschnitten, danach noch vier Drehtage angehängt, um ein paar fehlende Szenen nachzudrehen und einige Stellen, die im Schnitt nicht funktionierten, neu zu drehen. Im März 2007 war der Film in der Postproduktion soweit fertig, dass wir ihn auf der Diagonale, dem Festival des österreichischen Films, zeigen konnten.

WoM:

Im Vergleich zu einem Kurzfilm braucht man hier doch viel mehr Personal. Wie bist Du zu den Leuten gekommen?

Peter:

Am Wichtigsten war für mich das Internet. Über die Seite www.hackermovies.com und www.mandy.com inserierte ich für die Crew, über www.dubbing.de“ und www.crew-united.com suchte ich die Schauspieler. Da meldeten sich trotz Hinweis auf Low/No-Budget Crewleute, deren Filmographien länger als mein ganzer Lebenslauf waren und an die 300 Schauspieler. Dann kamen die Schlüsselleute zusammen, meist durch Zufall: Peter Hacker (von Hackermovies und VFX-Artist bei Skrypt) kannte den Berliner Kameramann Marcus Stotz (Kampfansage – Der letzte Schüler), der vom Drehbuch so begeistert war, dass er für unseren Film sogar einen ordentlich bezahlten Drehjob absagte. Aleksandar Petrovic (Hauptdarsteller in „Skrypt“ und „Auf bösem Boden“) kannte Faris Endris Rahoma (Produktion, Schauspieler, Regieassistent) und Faris wiederum die halbe Welt. Und dann war der Film auf einmal von ganz alleine riesengroß geworden und ein Team von gut 30 Leuten da. Und mein Team war großartig, trotz der miserablen und totalen Unterbezahlung, dem ganzen Stress, haben das alle ohne Nervenzusammenbrüche überstanden und mich durch den Dreh getragen – ohne die Crew gäbe es heute den Film nicht in dieser Form.

WoM:

Hattest du um Filmförderung angesucht?

Peter:

Ursprünglich wollte ich „Auf bösemBoden“ aus Eigenmitteln finanzieren, Faris, meine rechte Hand, meinte, wir könnten mit dem Projekt zu Produzenten zu gehen, mal schauen, was für Rückmeldungen kommen. Nachdem ich mein Drehbuch an die üblichen Produktionsfirmen in Österreich geschickt hatte, meldete sich Franz Novotny von der Novotny&Novotny Filmproduktion GmbH bei mir, und lud mich zu einem Gespräch ein.

Dieses Gespräch fing schon recht witzig an:

Franz Novotny: Herr Koller, wissen Sie, warum Sie hier sind?

Ich: Ich nehme an, wegen meinem Drehbuch.

Franz Novotny: Nein. Weil wir glauben, dass Sie verrückt sind. Im positiven Sinne. Und das wollen wir unterstützen.

Ich: Oh. Das freut mich.

Wir wurden uns also einig und Novotny&Novotny kümmerte sich um die Filmförderung des Landes Niederösterreich.

WoM:

Wann können wir den Film im Kino sehen?

Peter:

Momentan sind wir noch auf dem Festivalzirkus unterwegs. Die erste Vorführung lief 2007 bei der Diagonale in Graz. Kurz darauf bekam ich eine Einladung nach Moskau, zum Moscow Detective Filmfestival. Dort wurde der Film mit Begeisterung aufgenommen und gleich danach ging’s zum Fantasia Fest nach Montreal, Canada, zu dem ich schon wollte, als ich das Drehbuch zu tippen angefangen hatte – das ist einfach das geilste Genrefestival auf diesem Planeten. Oktober/November ist der Film auf den Festivals von Sao Paulo(Brasilien), Buenos Aires (Argentinien), Ravenna (Italien), Braunschweig (D).

WoM:

Und? Wie sieht es mit Österreich aus?

Peter:

Momentan wird er von den Verleihern in Österreich abgelehnt, man ziert sich ein wenig. Ich glaube, die wissen nicht, was sie mit dem Film anfangen sollen, weil er kein typischer österreichischer Film ist und sie keine Ahnung haben, wie sie ihn verkaufen können. Aber da wir den Film gerade nach Frankreich verkauft haben, wo er mit mindestens 15 Kinokopien im Juli 2008 in den Kinos startet, wird sich über kurz oder lang auch in Österreich etwas bewegen. Aber grundsätzlich ist Österreich sicher nicht der wichtigste Markt für Filme, interessanter ist der gesamte deutschsprachige Raum.

WoM:

Wann kommt die DVD?

Peter:

Wir wollen das meiste aus dem Film rausholen und ihn vorher ins Kino bringen – das pusht dann auch den DVD-Verkauf, weil der Film durch den Kinovertrieb mehr ins Gerede kommt, als bei einem reinen DVD-Start. Die DVD gibt es voraussichtlich Ende 2008.

WoM:

Welche Filmprojekte hast Du als nächstes geplant?

Peter:

Nächstes Jahr schaut sehr nach etwas mit Vampiren aus. Wenn das Buch, das ich grade tippe, etwas taugt, wird das mein nächster Film zusammen mit der Novotnyfilm. Und danach, je nachdem wie schnell die Finanzierung gesichert ist, steht ein ähnlicher Film wie “Auf bösem Boden“ auf meiner Wunschliste. Nein, nein kein Remake, kein Sequel, kein Abklatsch, sondern etwas mit einer richtig dramatischen Liebesgeschichte – ein Film über die Liebe und das Schreiben. Und mit so richtig bösen Leuten.

WoM:

Danke für das Interview!

Link: www.novotnyfilm.at

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