Interview mit Stefan Müller & Robert Niessner

WoM:

Euer zweiter abendfüllender Spielfilm, Jenseits, ist schon seit ein paar Monaten auf DVD erhältlich. Wie seid Ihr eigentlich auf die Idee gekommen, Filme zu drehen?

Stefan:

Bei mir fing es schon in der Kindheit an. Ich hab meinem Vater immer die Kamera weggenommen und selbst gefilmt. Außerdem bin ich ein begeisterter Filmfan und DVD Sammler. Mittlerweile hab ich nach letzter Zählung 2.137 DVDs.

Irgendwann hab ich dann begonnen, mit meinen Freunden, kleine Amateurfilme zu drehen.

Und vor einigen Jahren gründeten wir den Verein LOOM, wo ich als Darsteller und Regisseur bereits zwei Spielfilme drehte.

Robert:

Ich hab mich auch schon recht früh für Filme interessiert und während meiner FH Zeit mit Freunden Kurzfilme gedreht. Über einen Studienkollegen hab ich damals den Stefan kennen gelernt und sollte die Effekte für den Film „LEGENDE“ machen. Ich bekam auch gleich eine kleine Rolle. Ich bin dann bei LOOM eingestiegen und war für die Finanzierung und die Lichttechnik bei „JENSEITS“ zuständig. Außerdem hab ich viele der Visuellen Effekte gemacht und die Postproduktion überwacht.

WoM:

Ihr habt in “JENSEITS“ einige Computereffekte eingesetzt. Ist es schwierig in Österreich die Effekte so zu gestalten, wie man sie haben möchte.

Robert:

Hollywood gibt einen Maßstab vor, den wir mit unseren Mitteln nicht erreichen können. Da fehlt einfach das Geld. Dennoch gibt es in Österreich sehr fähige Leute, die mit den entsprechenden Programmen umgehen können. Gewisse Abstriche sind aber einfach nötig – es fehlt die Manpower und die Finanzkraft.

Leider haben wir hier auch nicht die technischen Möglichkeiten wie in den USA oder auch in Deutschland zur Verfügung. Wir haben für „JENSEITS“ einige Greenscreen-Szenen gedreht, wie z.B. die Zwischenwelt. Peter Kleinsasser war dann für die 3D Effekte verantwortlich und hat hervorragende Arbeit geleistet. Das komplette Compositing stammte wiederum von mir.

WoM:

Wie habt Ihr Euer Projekt finanziert?

Robert:

Wir hatten das Glück, eine Filmförderung zu bekommen, was im Normalfall sehr schwierig ist. So wurde die Hälfte unseres Films gefördert. Den Rest haben wir aus Eigenmitteln finanziert. Außerdem haben wir von einigen Firmen Sachspenden erhalten.

Die Firma Schirnhofer hat zum Beispiel das Catering für 35 Tage gratis zur Verfügung gestellt, was großartig war. Denn zuvor hatten wir uns recht monoton vom Hofer ernährt.

Sehr geholfen hat uns der Umstand, dass die Crew sowie die Schauspieler gratis arbeiteten. Wir mussten nur die Hotel- und Fahrtkosten übernehmen.

Unser Team war großartig. Wir hatten viel Spaß am Set, was man beim Bonusmaterial der DVD auch sehen kann.

WoM:

Habt ihr auch die DVD selbst finanziert?

Robert:

Ja. Wir haben uns aber hierzu an den Verleih “Hoanzl“ gewandt, denn Verleihe können bei der Produktion immer bessere Konditionen aushandeln.

Es war aber nicht einfach, die Geschäftsführer der Firma Hoanzl zu überzeugen. Aber weil Reinhard Nowak und Andreas Vitásek bei dem Film mitwirkten, wir die DVD selbst gestalteten, das Cover professionell entwarfen und die Herstellungskosten übernahmen gab es keine Ablehnungsgründe mehr. Das finanzielle Risiko für Hoanzl war sehr gering, was wahrscheinlich den Ausschlag gab. Die Leute von Hoanzl waren auf jeden Fall sehr freundlich und hilfsbereit.

WoM:

Euer Film lief aber auch in einigen Kinos in Österreich. Lief da alles wie geplant?

Robert:

Fast. Wir hatten für jede Premiere eine andere Version des Films. Bis zuletzt haben wir immer wieder was geändert. Zuerst fehlte der Epilog, dann kürzten wir den Schnitt, überarbeiteten die Farbkorrektur und den Ton, schlussendlich wurden noch ein paar der Effekte verbessert. So spielte es nirgends die gleiche Filmfassung. Und auf der DVD ist sozusagen der Directors Cut drauf. Dieser ist - ganz unüblich - kürzer als die Kinofassung.

Die erste Premiere gab es im UCI Kino in Graz. Der dortige Chef war sehr zuvorkommend. Im Endeffekt hatten wir 2 volle Säle mit rund 800 Leuten.

Dann ging es nach Wien, wo auch ORF-Größen, wie Barbara Karlich, Eva Maria Marold, Reinhard Jesionek, Miriam Hie und Verena Pölzl anwesend waren. Des weiteren gab es Premieren in Klagenfurt, Villach und im Polsterlkino in Ligist (Steiermark).

Unser größtes Problem war allerdings, dass unser Film von den Blockbustern erdrückt wurde. Und die großen Kinos ihn daher oft nicht aufnehmen wollten. Die Kleinen waren da schon kooperativer.

WoM:

Hattet Ihr Werbung für die Kinovorstellungen gemacht?

Robert:

Ja, es gab einige Zeitungsartikel und Berichte in den Lokalsendern. Auch einen Bericht bei den Seitenblicken. Den leider aber erst nachdem „JENSEITS“ nicht mehr in Wien lief. Das lag daran, dass deren Programm schon recht ausgebucht war.

In Graz und Klagenfurt hatten wir auch massiv durch Flyer und Plakate geworben.

WoM:

Gab es eigentlich vor dem Kinostart eine Probevorführung?

Robert:

Die ist sich leider nicht mehr ausgegangen. Ursprünglich wollten wir im Dezember 2005 fertig sein. Haben aber schon im November gemerkt, dass es sich nicht ausgehen wird. Daher haben wir den Termin auf Ende Jänner 06 verschoben.

In den letzten 4 Tagen haben wir 96 Stunden durchgearbeitet und nur insgesamt eine geschlafen. In meine kleine Wohnung zogen 5 Leute und 4 PCs ein – die Schaltzentrale der Postproduktion. Computerprobleme machten uns zu schaffen. Einige Stunden vor der Premiere ist die erste Hälfte des Films zusammengesetzt und geht an eine aushelfende Postproduktionsfirma um daraus die DVD zu mastern. Wir haben bereits eine Pause in der Vorstellung eingeplant, damit wir Luft für die DVD mit der zweiten Hälfte haben.

Während die Leute die erste Hälfte sehen konnten, arbeiteten wir noch an der anderen. Das war auch die einzige Vorstellung mir einer Pause.

Das zweite Ende (Epilog) wurde erst 5 Tage später fertig gestellt. Und somit kam dann die neue Version 1.1 zu den weiteren Vorstellungen.

WoM:

Auch bei der DVD habt Ihr Euch viel Mühe gegeben. Alleine das Bonusmaterial ist sehr umfangreich.

Robert:

Da wir alle DVD Fans sind, haben wir die DVD dahingehend gestaltet, wie wir sie als Sammler und Interessierte haben würden wollen. Und so gibt es jede Menge Videotagebücher, 3 Audiokommentare und vieles mehr. Mit den DVDs kann man sich rund zehn Stunden lang beschäftigen.

WoM:

Was habt Ihr als nächstes geplant?

Robert:

Unser nächster Film wird eine Alieninvasion in der Steiermark des 19. Jahrhunderts. Der Film wird “TARTARUS“ heißen und soll zur Festivalauswertung 2009 fertig werden.

WoM:

Danke für das Gespräch.

Link: www.loom.at

ZURÜCK