Der Heilige Gral ist jenes Gefäß, in dem Josef von Arimathäa das Blut Jesus Christus nach seiner Kreuzigung aufgefangen hatte. Er soll heilende Kräfte besitzen, und die ewige Jugend bescheren. Jedoch basiert der Gral auf einer Legende aus dem frühen 12. Jahrhundert, und konnte nicht historisch hinterlegt werden. Ebenso sind sich die verschiedenen Quellen uneinig in der Darstellung des Grals. In manchen Erzählungen ist er ein Steinkelch, in anderen aus Holz gemacht. Diese Legenden sind eine Mischung aus bildlichen und mündlichen Überlieferungen von keltischen, christlichen und orientalischen Sagen. Die Pilger- und Kreuzzüge ins Heilige Land, sowie die Gründung des Templerordens lieferten weiteren Stoff für die Gralslegende.

 

 

Artussage / Parzival

 

Es gibt keine einheitliche Überlieferung der Sage. Jedoch haben alle Versionen gemein, dass der Gral ein Wundererzeugendes Gefäß (Kelch oder Schale) ist, das Glückseeligkeit, reichhaltige Speisen und ewige Jugend bringt. Er wird in einer unzugänglichen Burg von einem König und einer Schar Rittern bewacht. Diese leiden jedoch an diversen Mängeln: das Land ist unfruchtbar und der König siecht vor sich hin. So warten sie auf einen Helden, der den Gralskönig erlöst, bzw. ablöst.

 

Dieser Held ist Parzival. Ein naiver, junger Mann, der Heldenmut und seine unschuldige Reinheit vereint hat. Er wächst in einem behüteten Zuhause auf, und hat keine Ahnung, was in der Welt vor sich geht. Oftmals wird er als der “große Narr“ bezeichnet.

 

 Der Kelch eines Zimmermanns

 

Parzival zieht auf den Hof von König Artus, wo er sich beim Umgang mit Waffen beweisen kann, und wird schließlich zum Ritter geschlagen, und in die Tafelrunde aufgenommen. Weiteres Ansehen erwirbt er, als er sich, ohne zu zögern, auf den “Platz der Gefahr“ setzt, der stets für den Auserwählten frei gehalten wurde. In einigen Legenden ist dieser Platz eine Waldlichtung, in der sich der Ambos mit Artus’ Schwert befindet.

 

Nun gehen die einzelnen Versionen etwas auseinander. Entweder begibt sich der Held, Parzival, alleine auf die Suche nach dem Gral, oder der Gral erscheint den Rittern als Vision an der Tafelrunde, woraufhin sie beschließen, gemeinsam nach ihm zu suchen, oder der Zauberer Merlin stiftet Artus und seine Ritter zur Gralssuche an.

 

Darauf folgend werden die Abenteuer der einzelnen Ritter erzählt, die sich immer wieder diversen Aufgaben stellen müssen. Sind sie mit einem Makel behaftet, scheitern sie. In den Legenden mit Merlin, schreitet dieser gelegentlich hilfreich in die Geschichte ein. Der Held durchlebt eine Entwicklung während der Suche, er gewinnt an Erfahrung.

 

Im Endeffekt gelingt es dem Helden, oder den Rittern, das Geheimnis des Grals zu lüften. Durch die Taten des Helden wird der Gralskönig geheilt und das unfruchtbare Land erblüht zu neuem Glanz. Der Held wird Nachfolger des Gralshüters.

 

 

Christliche Überlieferung

 

Die Christliche Überlieferung geht auf Josef von Arimathäa zurück, der nach der Kreuzigung von Jesus in einem Kelch das Blut Christi sammelte. Anschließend bat er Pontius Pilatus um den toten Körper, um ihn in ein für sich selbst bestimmtes Grab zu legen, wo Jesus nach der biblischen Überlieferung drei Tage später auferstanden sei.

 

Im 5. Jahrhundert wurde die Geschichte von Josef von Arimathäa fortgesetzt. Er soll nach der Auferstehung des Leichenraubes beschuldigt worden sein, und wurde zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Dort erschien ihm Jesus, der ihm den Gral überreichte, und Josef zu dessen ersten Hüter machte. Josef soll nur durch die Kraft des Grals überlebt haben. Nach seiner Entlassung, wandte er sich von seiner Heimat ab, und reiste nach England.

 

Dort angekommen steckte er seinen Stock in die Erde, der sich in einen Dornenbusch verwandelte, und jedes Jahr zu Weihnachten blühen soll. Josef gründete in England (Glastonbury) eine Kirche. Diese brannte im Jahr 1184 ab, und wurde durch eine Abtei ersetzt. Diese Abtei soll 1539 von König Heinrich VIII zerstört worden sein. Heute sind noch die Ruinen erhalten.

 

Josef soll den Gral auf dem Hügel von Glastonbury vergraben haben. An jener Stelle ist eine eisenhaltige Quelle entstanden, deren rote Farbe mit dem Blut Christi in Verbindung gebracht wird. In einer anderen Legende soll Josef, der zu dem Zeitpunkt schon 300 Jahre tot war, dem Ritter Galahad den Gral gezeigt haben.

 

 

Moderne Mythen

 

Es wurde spekuliert, dass Maria Magdalena mit Josef von Arimathäa nach Europa gekommen sei. Sie war von Jesus schwanger, und das geborene Kind hatte Christus’ Blut in seinen Adern, und sei somit mit dem Heiligen Gral gleichzusetzen. Die Blutslinie würde bis heute bestehen. Grund für diesen Mythos waren gefälschte Dokumente, die von BBC Reportern als echt empfunden wurden. Dan Brown griff diese Theorien auf, und verarbeitete sie in seinem Roman “Sakrileg“, der 2006 verfilmt wurde.

 

Eine andere Erzählung schildert den Gral als Schale, die zur Zeit König Davids in einer Höhle, unter dem Kreuzigungshügel, versteckt wurde. So eine Schale wir in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt.

 

Manchmal wird der Gral auch als Synonym der Bundeslade interpretiert.

 

 

Die Tempelritter

 

Der Zusammenhang mit den Templern entstand durch Wolfgang von Eschenbachs Roman “Parzival“, in dem die Templer den Gral bewachten. Daraus schlossen einige Autoren, dass die Tempelritter den Gral nach der Einnahme einer katharischen Festung an sich genommen hätten. Weiters wird berichtet, dass die steinernen Götzen, die in der Anklageschrift von 1308 erwähnt werden, ähnliche heilende Kräfte wie der Gral hatten. Diese Theorie ist aber unwahrscheinlich, da die Katharer die Reliquienverehrung ablehnten, und so nicht in Besitz des Grals gewesen sein können.

 

 

Der Gral im Film

 

Die Gralslegende wurde mehrfach verfilmt. Einer der bekanntesten Filme ist “Excalibur“. In Monty Pytons “Die Ritter der Kokosnuss“ wurde die Gralssuche parodiert.

 

Auch Indiana Jones begibt sich, mehr oder weniger freiwillig, auf die Suche nach dem Gral. Sein Vater, Henry Jones, widmete sein ganzes Leben der Gralssuche. Gemeinsam finden sie ihn in der Stadt Petra (Jordanien), wo er seit Jahrhunderten von einem Templer bewacht wird. Josef von Arimathäa wird ebenfalls im Film erwähnt.

 

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